05.02.2025
CDN oder nicht CDN, das ist hier die Frage – Performance-Tipps aus SEO-Sicht

SEO: CDN zur Performance-Verbesserung?

Wenn es um schnelle Websites geht, denken viele sofort an das Thema CDN – ein „Content Delivery Network“.

Doch ist ein CDN wirklich immer die richtige Wahl? Oder kann es in bestimmten Situationen sogar kontraproduktiv sein?

Diesen Beitrag haben wir verfasst, weil uns das Thema lange bei unseren eigenen Projekten beschäftigt hat.

Er liefert Ihnen einen praxisnahen Einstieg in das Thema aus Sicht von Performance und SEO – mit vielen konkreten Tipps und einem spannenden Praxisfall als Beispiel und soll so zeitfressende Leerläufe möglichst verhindern.

Was ist ein CDN und wie funktioniert es?

Ein CDN ist ein Netzwerk aus weltweit verteilten Servern, die statische Inhalte (wie Bilder, Skripte, Stylesheets) oder sogar komplette Seitenkopien zwischenspeichern.

Der Besucher einer Website ruft die Daten dann nicht mehr direkt vom Hauptserver (Origin), sondern vom geographisch nächstgelegenen CDN-Server ab. Das reduziert Ladezeiten und entlastet den Ursprungsserver.

Typische Anbieter sind Cloudflare, Akamai, Fastly oder KeyCDN. Sie bieten eigene Netzwerke mit globaler Reichweite und teils umfangreichen Zusatzdiensten wie DDoS-Schutz, Firewalls oder Bildoptimierung.

Wann kann ein CDN helfen?

CDNs sind dann besonders sinnvoll, wenn eine Website:

  • viele internationale Besucher hat (z. B. E-Commerce mit globalem Versand),
  • hohe Last aushalten muss (z. B. Nachrichtenportale oder virale Kampagnen),
  • viele statische Assets ausliefert (z. B. große Bild- oder JS-Dateien),
  • APIs oder dynamische Inhalte ausliefert, die von Edge-Caches profitieren können.

Ziel: Schnellere Ladezeiten (Time to First Byte, Time to Interactive) und bessere Verfügbarkeit.

Warum ein CDN manchmal NICHT sinnvoll ist

Trotz der Vorteile gibt es Szenarien, in denen ein CDN die Performance nicht verbessert oder sogar verschlechtern kann. Das ist oft der Fall, wenn:

  • die Website viele unnötige Umleitungen oder Serverprozesse hat,
  • die Ursprungs-Website nicht für Caching vorbereitet ist,
  • dynamische Inhalte (wie Spracherkennung, Formulare oder Loginbereiche) nicht cachebar sind,
  • die technische Kontrolle über DNS, SSL oder Hosting nicht aus der Hand gegeben werden soll,
  • die zuständige Agentur oder IT kein Know-how für saubere CDN-Integration hat.

Das CDN kann dann nicht greifen – oder schlimmer noch – falsche oder veraltete Inhalte ausliefern.

Fiktives Praxisbeispiel: cdn-oder-nicht-cdn.com – Warum das CDN hier nicht die Antwort war

Ein konkretes Beispiel aus der Praxis zeigt, warum man vor dem Einsatz eines CDNs sehr genau hinsehen sollte:

Die Website www.cdn-oder-nicht-cdn.com, betrieben mit WordPress, hatte massive Performanceprobleme: Lange Ladezeiten der Startseite, schlechter PageSpeed, hoher Bounce Rate. Die betreuende Webagentur empfahl den Einsatz eines CDN.

Die interne IT-Abteilung war skeptisch – zurecht, wie sich zeigte.

Analyse:

  • Die Startseite leitet direkt nach dem Aufruf weiter – gesteuert über das WordPress-Plugin Polylang (Spracherkennung).
  • Diese Weiterleitung ist dynamisch und nicht cachebar.
  • Erst nach dieser Weiterleitung lädt das eigentliche WordPress-System mit dem entsprechenden Sprachinhalt.
  • Die Weiterleitung dauert bereits 5–7 Sekunden – bevor das CDN überhaupt greifen kann.

Weitere Schwachstellen:

  • Über 60 Plugins aktiv, teils veraltet
  • zusätzlich 15 Plugins inaktiv, aber installiert
  • WordPress-Version über 2 Jahre alt
  • Keine Server-seitige Cache-Lösung (z. B. Varnish, nginx oder WP Rocket)

Ergebnis:

Ein CDN hätte die grundlegenden Performanceprobleme nicht gelöst. Im Gegenteil: Es hätte eventuell falsche Inhalte (z. B. Spracheinstellungen) zwischengespeichert oder zu Problemen mit der Indexierung geführt.

Besserer Weg:

  1. Plugin-Reduktion & WordPress-Update
  2. Serverseitiger Cache & Full Page Caching
  3. Browserbasierte Spracherkennung VOR WordPress (z. B. in .htaccess oder per PHP-Vorschaltseite)
  4. Nur dann – wenn überhaupt – gezielter CDN-Einsatz für statische Inhalte

SEO-Auswirkungen von CDN & Performance

Suchmaschinen wie Google legen großen Wert auf die Ladezeit. Besonders wichtig:

  • Core Web Vitals (LCP, FID, CLS)
  • Time To First Byte (TTFB)
  • Mobilfreundlichkeit & Server-Antwortzeit

Ein CDN kann hier helfen, muss aber richtig konfiguriert sein. Sonst entstehen:

  • Duplicate Content (wenn URLs mit und ohne Parameter falsch gecacht werden)
  • Indexierungsprobleme (z. B. wenn /de/ und /en/ gleich behandelt werden)
  • Mixed Content / HTTPS-Fehler bei falscher SSL-Integration

Wichtig: Google bewertet echte Nutzererfahrung. Wenn durch den CDN-Einsatz zwar das erste Bild schneller erscheint, aber Navigation oder Spracheinstellung fehlschlägt, wirkt sich das negativ aus.

Wann ist ein CDN empfehlenswert?

Folgende Kriterien sprechen für den Einsatz:

  • Über 30 % des Traffics kommt außerhalb Europas
  • Es gibt viele statische Inhalte (Videos, Bilder, Downloads)
  • Der Ursprungsserver hat keine gute Anbindung für internationale Nutzer
  • Die Agentur oder Technik hat Erfahrung mit Caching, TTLs und Headern

Zusätzlich sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Klare Trennung zwischen dynamischen und statischen Inhalten
  • Kein Sprachredirect auf Serverebene, sondern browserseitig
  • Caching Header korrekt gesetzt (Cache-Control, Expires, Vary)
  • Einbindung erfolgt gezielt über Subdomains oder Asset-URLs (z. B. cdn.domain.com)

Alternative Strategien ohne CDN

Wenn ein CDN nicht zum Einsatz kommt oder nicht gewünscht ist (z. B. wegen Kontrolle über DNS, Datenschutz, SEO oder technischer Komplexität), gibt es wirkungsvolle Alternativen:

  • Serverseitiges Caching: z. B. mit nginx, Varnish, LiteSpeed oder Apache mod_cache
  • Object Caching: Redis oder Memcached für WordPress
  • Page Caching Plugins: WP Rocket, WP Super Cache, Cache Enabler
  • Media Optimierung: Bilder mit WebP/WebM ausliefern, Lazy Loading nutzen
  • Browserseitiges Routing: Sprachauswahl & Weiterleitung über JavaScript oder einfache PHP-Logik
  • Globale Serverstruktur: Bei viel US-Traffic lohnt evtl. ein zweiter Serverstandort in den USA mit DNS-Routing

Fazit: Nicht immer CDN – aber immer Performance

Ein CDN ist kein Allheilmittel. Wer Performanceprobleme hat, sollte zuerst die Ursachen in der eigenen Website-Infrastruktur suchen:

  • Ist das CMS sauber konfiguriert?
  • Gibt es unnötige Umleitungen?
  • Sind Plugins aktuell und notwendig?
  • Wie sieht die Cache-Strategie aus?

Erst wenn diese Punkte geklärt sind, lohnt sich der Blick auf externe Beschleuniger wie ein CDN.

Tipp für Entscheider: Lassen Sie vor der Entscheidung für ein CDN eine fundierte technische Analyse erstellen – inklusive DNS-Check, Redirect-Logik und Server-Latenz. So stellen Sie sicher, dass die Investition wirklich die gewünschte Wirkung erzielt.